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0312 China : vol.1
China : vol.1 / Page 312 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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2 5 $ VII. CAPITEL. DAS GEBIRGS-GERÜST VON CENTRAL-ASIEN. 2. DER KWEN-LUN.

Ein anderes Glied in diesem Parallelsystem wird durch die ungefähr so bis 6o g. Meilen vom Tang-la entfernte , ebenfalls gradlinig von Südwest nach Nordost gerichtete Wasserscheide angedeutet, von welcher im Westen die linken Zuflüsse des Ki-tshu, im Osten aber eine grosse Zahl anderer, meist nach dem Bramaputra gerichteter Ströme entspringen.

Das östlich vom Tang-la gelegene Gebirgsland bringt den Charakter peripherischer Länder in zwar durchaus einseitiger, aber höchst intensiver Weise zur Geltung, Nirgends ist der Gegensatz gegen die centralen Landschaften, in solchen Ländern die ihnen benachbart sind, schärfer gezeichnet. Auf dem Plateau, wo die Zerstörungsproducte zurückbleiben , sind die Gebirge mehr eingehüllt und unkenntlicher , als wenn sie als Inseln aus einem Meer aufragten , denn dieses würde in einem bestimmten Niveau seine Grenze erreichen und darüber den Gebirgsbau klar hervortreten lassen , während die subaërischen Schuttgebilde sich aus den Depressionen hoch nach den Abhängen hinaufziehen. Wie anders das Land aussehen würde, wenn dort den Gewässern gestattet wäre , den Schutt hinweg zu räumen -und nach tiefern Regionen zu führen, das zeigt klar die östliche Hochgebirgslandschaft, welche sich mit anscheinend wenig verändertem Charakter bis weit über die chinesische Grenze nach Sz'-tshwan hin ausbreitet , wo wir später ihren Abfall kennen lernen werden. Während die Steppe mongolischen Nomaden zum Aufenthalt dient , und nur an einzelnen geheiligten Stellen tibetische Mönche sich in Klöstern niedergelassen haben, beginnen die ersten Ansiedelungen mit Feldbau dort, wo die Flüsse das Tang-la-Gebirge verlassen , und hier scheint die Grenzscheide gegen andere, mit den Tibetern verwandte Völkerschaften zu sein. Aber so reich auch die tibetische Provinz K h am , der die durchschluchtete Gebirgslandschaft angehört , bewässert ist , und obgleich ihr die Wüsten ebenso wie der Salzgehalt der Steppen des Plateau's fehlen , besitzt sie doch keineswegs die Vortheile der voll entwickelten peripherischen Landschaften. Wir vermissen die breiten alluvialen Thalböden, die anbaufähigen sanften Gehänge und Rücken , die Gelegenheit zu lebhafterem Verkehr. Die Verbindungen in den Thalschluchten hinab sind ebenso schwierig als diejenigen über steile Pässe hinweg. Daher haben sich hier niemals grosse staatliche Einheiten entwickeln können , wie wir sie noch in dem grossen Lössbecken des oberen Bramaputra finden. Jeder kleine District hat seinen eigenen Häuptling, und es findet eine politische Individualisirung statt, wie kaum in irgend einer anderen bekannten Gegend von ähnlicher Ausdehnung. Wollte ein Stamm seinen Wohnsitz verlassen, um seine Herrschaft über das nächste Thal hinaus auf weitere Landstriche auszudehnen , so würde er damit seine eigene Heimath den Nachbarn preisgeben. Das Interesse des Absatzes von Rhabarber, Moschus, Wolle, Häuten, Hirschhorn und einer Menge von Medicinen, sowie des Bezuges der Producte anderer Länder, macht es für die Bewohner eines oder des anderen Landstriches vortheilhaft, sich den Tibetern oder den Chinesen zu unterwerfen und ihnen nominell einen Tribut zu zahlen ; aber mit ihren Heeren können weder diese noch jene in die Schlupfwinkel der Gebirge eindringen . und eine wirkliche Unterjochung hat nie-