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0605 China : vol.1
China : vol.1 / Page 605 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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HSÜEN-TSANG's INDISCHE REISE.

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über die Grenzen hinaus wohnenden Völker zu erkundschaften. Dadurch entstand eine Fülle von Aufzeichnungen. Die Sorgfalt und Treue, womit sie verfasst sind, machen sie , soweit sie sich erhalten haben , zu einem Schatz von Kenntnissen, weniger für den chinesischen als für den europäischen Gelehrten , da sie zuverlässige Kunde über Länder geben , die bis in die neueste Zeit schwer zugänglich gewesen sind, und über Völker, deren Namen ohne diese wichtigen Quellen beinahe verklungen sein würden. Von besonderem Werth ist es, dass die Regierungen nicht, wie man es in der Zeit der HAN gethan hatte, eigene Namen für die neuen Provinzen einführten , sondern meistentheils die vorhandenen umschrieben , so gut als es die unbeholfene chinesische Sprache gestattete. Gerade aus dem Zeitalter der TANG besitzen wir für viele Länder arabische Berichte zur Vergleichung , und dadurch ist es möglich geworden, die wechselvolle Geschichte Central-Asiens und der Völker des aralokaspischen Tieflandes zu reconstruiren. Die geographischen Kenntnisse unter der TANG-Dynastie umfassten fast den gesammten asiatischen Continent bis zum Baikal-See und Altai im Norden und bis zum Kaspischen Meer im Westen. Die Erkundigungen aber erstreckten sich auf weiter westlich gelegene Länder, deren fernstes Full,/ , das oströmische Reich, war.

Indessen beförderte nicht nur die Regierung die Ausdehnung des Wissens. Ein von politischen Motiven unabhängiges Verlangen nach der Kenntniss ferner Länder gab sich in den Reisen zu erkennen, welche damals ausgeführt und zum, Theil mit Sorgfalt in umständlichen Beschreibungen niedergelegt wurden. Das Ziel der meisten von ihnen war Indien. Hatten früher, in bedrängten Zeiten, die Pilger ihren Weg durch feindliche Länder zu finden gewusst, so war es ihnen jetzt leicht gemacht, nach Indien zu gelangen ; und Aehnliches galt von solchen buddhistischen Priestern, welche aus Indien kamen, um das ihrer Religion gewonnene Land kennen zu lernen , oder einem Ruf des Kaisers zu Zwecken des Cultus Folge zu leisten. Am wichtigsten von allen ist die siebzehnjährige Reise von HSÜËN-TSANG (629-645 , deren ausführlicher Bericht durch STAN. JULIEN's dankenswerthe Uebersetzung allgemeiner bekannt geworden ist und eingehende Erklärungen durch so ausgezeichnete Kenner des indischen Alterthums , wie VIVIEN DE SAINT MARTIN und General ALEx. CUNNINGHAM, erfahren hat 1) . Während Letzterer sich hierbei auf jene Theile des Berichtes beschränkt hat , welche über Indien handeln , hat Ersterer auch die Geographie der anderen Theile der Reise aufzuklären gesucht. Da die betreffenden Länder zur Zeit noch wenig erforscht waren, und ihre Kenntniss seitdem bedeutend zugenommen hat , so lässt sich jetzt der Commentar von VIVIEN DE ST. MARTIN für die ausserindischen Wege wesentlich vervollständigen und berichtigen. Dies hat Col. HENRY YULE für einen Theil derselben, nämlich das Land Toklzaristan rind das

i) Mémoires sur les contrées occidentales par HIOUEN-THSA\G, als zter und 3ter Band von STAN. JULIENS Filet-ins bouddhistes; Paris 1857, 58. Der Anhang von VIVIEN DE ST. MARTIN : Mémoire analytique sur la Carte de l'Asie Centrale et de l'Inde (vol. II, p. 251-428), ist auch als besonderes Werk (Paris 1858) mit einer Karte erschienen. — Major General AL. CUNNINGHAM, the ancient geography of India. London 1871.