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0797 China : vol.1
China : vol.1 / Page 797 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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CARL RITTER UND HENRY YULE.

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wohl aber war er der Mann , um sich dessen grossartige Anschauungsweise anzueignen und ihre Bedeutung in ein klares Licht zu setzen , indem er sie, mit mancher ihm nothwendig erscheinenden Veränderung, als Grundlage für seine ferneren Ausführungen nahm und von ihr aus den Zusammenhang der äusseren Gestaltung der Erde mit der Entwickelung der organischen Welt und des Menschen ableitete 1) . RITTER'S Asien ist ein Wunderbau. Wenn Einige das Werk als eine Compilation bezeichnet haben , so haben sie damit nur ihren Mangel an Verständniss für die Methode bewiesen ; denn mit gleichem Recht wäre jedes Geschichtswerk eine Compilation zu nennen, während RITTER, wie der wahre Historiker, stets auf die letzten literarischen Quellen zurückgegangen ist und den mit unsäglicher Arbeit aus tausenden derselben gesammelten Stoff ebenso philosophisch als kritisch verarbeitet hat. Die Fülle . der Ideen , welche die allgemeine Darstellung kennzeichnet und die eingestreuten monographischen Abhandlungen über einzelne Gegenstände belebt, hat die Anregung zu weiterer Entwickelung gegeben , während der angehäufte Stoff an positiver Kenntniss eine Fundgrube von Allem geworden ist, was bis zu dem Erscheinen eines jeden einzelnen Bandes in allen civilisirten Ländern über die dargestellten Gebiete gearbeitet worden war. Für China und Central-Asien, welche im ersten, zweiten, dritten und fünften Band enthalten sind, ist RITTER's Asien ein Monumentalwerk von nicht genug zu schätzendem Werth , und fortdauernd werden uns Beobachtungen und Forschungresultate, welche dort längst ihre Bearbeitung gefunden haben, als neue Errungenschaften geboten.

RITTER'S Werk ist der Schlussstein der zusammenfassenden wissenschaftlichen Geographie von China. Der vorhandene Stoff war verwerthet ; und wenn auch neben den genannten Sinologen Frankreichs einige hervorragende Gelehrte in Deutschland, wie SCHOTT, PLATH, C. F. NEUMANN und PFIZMAIER, sich durch die Uebersetzung und Verarbeitung chinesischer Quellen Verdienste von hoher Bedeutung erworben haben , so fand doch speciell das geographische Moment geringe Berücksichtigung durch sie. Die Zeit der selbstständigen Forschungen in China begann, wenn wir FORTUNE ausnehmen, erst wieder mit BLAKISTON im Jahr 1861, und bis zu einem lebhafteren Aufschwung vergingen , wie die vorher gegebene Uebersicht zeigt , wieder mehrere Jahre.

Wenn die Forschung auf neuer Grundlage die Thätigkeit unserer Zeit bezeichnet, so scheint doch auch im Verein damit eine neue Aera hinsichtlich der allgemeineren Verarbeitung des vorhandenen , im Lauf der Geschichte aufgehäuften Materials angebrochen zu sein ; denn auch die h i st o r i s c h e Geographie von China hat einen neuen grossen Aufschwung genommen , und zwar auf dem Boden Englands , das sich bisher nur einer zwar sehr reichen , aber doch zerstreuten Special-Literatur über dieses Land erfreute 2) . Ich habe die beiden bahnbrechenden Werke

I) S. oben S. 227, Anm. 2 , über den Einfluss HUMBOLDT'scher Anschauungen auf RITTER'S Dar-

stellung im besonderen Fall des Kwen-lun.

2) Das journal of the Royal Asiatic Society, dessen bewundernwürdiger Reichthum an den ge-

diegensten und wichtigsten Arbeiten über Indien , Persien und benachbarte Länder zu ruhmvoll bekannt