National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0540 China : vol.1
China : vol.1 / Page 540 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000260
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

47 6 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. 5 8-1 o n . Chr.

des AUGUSTUS heranzuziehen. Die zahlreichen Aussprüche damaliger Schriftsteller, wo der Serer und der Seide Erwähnung geschieht , sind häufig zusammengestellt und commentirt worden ; ich gehe daher auf die unbestimmten Nachrichten, welche eigentlich nur einen negativen Aufschluss über die derzeitigen Kenntnisse geben, hier ebenso wenig ein , wie auf die verschiedenen , ebenfalls häufig dargestellten Ideen , welche die Alten von dem Ursprung und der Bereitungsart der Seide hatten 1) . Hin und wieder begegnen wir unter der allgemeinen Unklarheit einem Ausspruch , der eine etwas richtigere Vorstellung von der geographischen Lage des Sererlandes bekundet. So sagt POMPONIUS MELA (um 5o n. Chr.) in seinem Werk » de situ orbis « (III, 7) , dass die Serer zwischen den Gebirgen Thabis und Taurus wohnen und durch die Art ihres Handels wohlbekannt seien, da sie die Waaren an einem Ort in der Wüste niederzulegen pflegten. An einer anderen Stelle (I, 2) sagt derselbe Schriftsteller : » Im äussersten Osten von Asien leben die Inder, die Serer und die Skythen. Die Inder und die Skythen wohnen an den äussersten Enden, die Serer in der Mitte«. Wahrscheinlich reichte P. MELA's Gesichtskreis nicht über den Imaus hinaus. Denn die Skythen begannen bereits nördlich vom Unterlauf des Oxus. Zwischen ihnen und den Indern bot sich eine Perspective auf die Gegenden am oberen Oxus und Yaxartes , nach denen die jenseits des Imaus wohnenden, einem unbekannten Volk angehörigen Händler die Seide brachten. PLINIUS weicht in seiner wahrscheinlich wenige Jahre später verfassten Beschreibung der Lage des Sererlandes wenig von seinem Vorgänger ab. Er weiss noch mehr von den Sitten des Volkes , der Art wie die Seide gewonnen werde (durch Abkämmen von Bäumen) und dem Handel zu berichten , und beklagt , dass Indien , das Land der Serer und Arabien dem römischen Reich jährlich einhundert Millionen Sesterzen entzögen. Unter den Handelsproducten der Serer erwähnt er ausser Seide auch Felle und vortreffliches Eisen.

Diese und ähnliche Berichte beweisen nur, dass man in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. und während des ersten Jahrhunderts n. Chr. im Westen eine nebelhafte Kunde von einem Volk besass , das nach wenig bekannten und kaum besuchten Marktplätzen im fernen Orient sein kostbares Landesproduct,

t

i) Ausführliche Zusammenstellungen finden sich u. a. bei BROTIER, Mémoire sur les connaissances

et l'usage de la Soie chez les Romains.   l'Acad. R. des inscriptions et B. L. vol. XLVI, 1793,
p. 452; — ferner in den reichhaltigen Werken von J. HAGER : Description des médailles chinoises du cabinet hnpérial de France, précédée d'un essai de numismatique chinoise avec des éclaircissements sur le commerce des Grecs avec la Chine , Paris 18o5; und Panthéon chinois , ou Parallèle entre le culte religieux des Grecs et celui des Chinois, avec de nouvelles preuves que la Chine a été connue des Grecs et que les Sères des auteurs classiques ont été des Chinois, Paris 1806, in denen zugleich die cornmentirende Literatur über die Nachrichten von den Serern bis 18os mit grosser Vollständigkeit angegeben ist. — Bekannter als die genannten wurde der verdiertstliche Aufsatz von PARDESSUS (a. a. O.) über die Geschichte des Seidenhandels. Eine vervollständigte Aufzählung der Originalquellen in den alten Classi-kern findet sich bei REINAUD, Rélations politiques et commerciales de l'Empire Romain avec l'Asie Orientale pendant les cinq premiers siècles de l'ère chrétienne, Paris 1863 (abgedruckt aus dem ,journal Asiatique für dasselbe Jahr) . Die Vermischung von Wahrheit und Dichtung bei den Prämissen, auf denen in diesem auf fleissigen Studien beruhenden Werk die weittragendsten Schlüsse aufgebaut werden , hat diesen den wohlverdienten Vergleich mit auf die Spitze gebauten Pyramiden (IULE, Cathay p. xxxvii) zugezogen.