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0671 China : vol.1
China : vol.1 / Page 671 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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PLAN CARPIN.

6oI

dem Hauptquartier von BATU an der Wolga, der sie empfing und nach Karakorum geleiten liess. Sie hatten dorthin noch einen Weg von drei und einem halben Monat zurückzulegen, wobei sie nach Onlyl (d. i. Emil, s. oben S. 59o, Anm. 5 und dem Kizilbash-See gelangten. An letzterem beschrieben sie, wie auch nachher,RUBRUK, den scharfen Wind, der aus der Felsschlucht wehe. Dann kamen sie noch durch das Gebiet der IVaiman und erreichten am 22sten Juli die Residenz des Khan, eine halbe Tagereise von Karakorum. Bei seinem dortigen Aufenthalt sammelte PLAN CARPIN, seinem Auftrag gemäss, viele Nachrichten über die verschiedenen Völker Ost-Asiens und die Geschichte von TSHINGIS-Khan's Eroberungen , war aber häufig nicht im Stande , das Wahre von dem Erdichteten zu unterscheiden. Am Hofe wurden die Gesandten zu TURATINA geführt. Gerade in diesen Tagen geschah , wie sie berichten , die Erhebung von KUVUK zur Würde des Gross-Khan. Daher waren gegen 4000 Gesandte mit Tribut oder Geschenken zugegen, und es bot sich die günstigste Gelegenheit, das bisherige Fabelland des fernsten Orients in weitester Ausdehnung , wenigstens hinsichtlich seiner Bewohner , kennen zu lernen. Nach einem Aufenthalt von beinahe vier Monaten wurden sie von dem Khan mit einem Brief an den Papst entlassen , worin Ersterer in hochmüthigem Ton erklärt , dass er bereit sei die Friedensbedingungen zu dictiren , wenn der Papst und die europäischen Fürsten danach verlangten ; einen Grund , sich taufen zu lassen, sehe er eben so wenig ein, als einen Anlass zu der Verwunderung des Papstes über die blutige Vernichtung vieler christlicher Völker ; denn dieselben hätten dem Gebot des Khan's nicht gehorcht, der die von Gott bestellte und von ihm mit Macht versehene Geissel sei, um die Völker der Erde vom Orient bis zum Occident zu vernichten. Am 9ten Mai 1247 kamen die Abgesandten wieder zu BATU-Khan, einen Monat später nach Kiew, und wol im Herbst desselben Jahres nach Lyon zum Papst, welcher PLAN CARPIN bald darauf zum Erzbischof erhob. Letzterer hatte eine Fülle von Nachrichten mitgebracht , die er in einem geordneten Bericht niederschrieb. Er behandelt umständlich den religiösen Cultus der Tartaren, ihre guten und ihre schlechten Sitten, ihre Gebräuche und Gesetze, ihre Waffen und Kampfweise, die grausame Behandlung der Gefangenen, die Verwaltung der unterworfenen Länder. Mit Sorgfalt hatte er Belehrung über ihre Geschichte eingezogen , und er theilt TSHINGis-Khans Gebot an seine Nachfolger mit , alle Völker der Erde zu unterwerfen. Endlich gibt er eine genaue Beschreibung der Reise. Der Bericht wird wesentlich vervollständigt durch denjenigen , welcher nach den Erzählungen seines Begleiters BENEDICT von Polen niedergeschrieben wurde 1 .

So reich die politische und ethnographische Belehrung über einen grossen Theil Central-Asiens war , welche PLAN CARPIN zurückbrachte , spielt doch Cathaia bei ihm noch eine untergeordnete Rolle. Er rühmt den Reichthum des Landes an Allem was der Mensch bedürfe , die Geschicklichkeit der Handwerker , die guten

i) D ie erste vollständige, auf der Vergleichung der Manuscripte in Leyden, Paris und London beruhende Ausgabe des Berichtes von FLAN CARPIN gab D'AvEZAC (a. a. O.) mit einem ausführlichen Cornmentar heraus.