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0748 China : vol.1
China : vol.1 / Page 748 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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6 7 6 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. 15 I 7— I 800.

die eigene Beobachtung und Erkundigung eingestreut. Es ist die vollständigste geographische Originalbeschreibung von China, welche wir besitzen. Die Nachwelt hat wol über einzelne Gegenden sehr viel Besseres geliefert , und auf compilatorischem Weg ist in unsrer Zeit weit Vollständigeres über das ganze Land geschrieben worden ; aber niemand hat Aehnliches in solcher Ausdehnung auf Grund eigener Beobachtungen gegeben, nicht weil es an reisenden Missionaren, sondern weil es unter denen, welche das Land in grösserem Umfang sahen , stets an Beobachtern der Natur gefehlt hat. Ueber die Beschreibung hinausgehend war MARTINI der erste , welcher nicht nur eine einigermaassen correcte Gesammtkarte von China, sondern einen Atlas von Provincialkarten veröffentlicht hat. Allerdings sind sie nicht das Resultat eigener Aufnahmen , sondern beruhen , wie MARTINI offen zugesteht, auf chinesischen Originalen. Aber auch diese waren längst den Missionaren zugänglich gewesen, jedoch nicht von ihnen benutzt worden, und MARTINI ist der Vater der geographischen Kenntniss von China geworden , indem er den Atlas herausgab. Auch wäre wol dazu kaum ein Anderer fähig gewesen ; denn man musste die chinesischen Karten verstehen, um .sie in geeigneter Weise verwerthen und berichtigen zu können, und dazu wiederum in erster Linie Geograph sein und das Land aus eigener Anschauung kennen. Was wir an MARTINI vermissen , ist eine genaue Sonderung dessen was er gethan von dem was er entlehnt hat. So gibt er am Ende seines Atlas eine ausserordentlich anspruchsvolle Tabelle , in der sämmtliche fu, tshóu und lzsiën - Städte von China nach Längen und Breiten verzeichnet sind. Es ist zwar als sicher anzunehmen , dass mehrere Hauptpositionen theils von ihm selbst , theils von anderen Patres astronomisch bestimmt worden sind ; aber es ist im günstigsten Fall eine verschwindend kleine Anzahl gegenüber der grossen Zahl von Orten , deren Lage nur auf Grund der Entfernungen in den chinesischen Karten abgeleitet ist. Was wir von Gesammtkarten von China aus der Zeit der MING - Dynastie kennen 1) , ist so unvollkommen , dass das von MARTINI entworfene richtigere Bild nur gewonnen sein kann , indem er einzelne Hauptpositionen hatte , nach denen er die wahrscheinlich nicht ebenso unrichtigen chinesischen Detailkarten zusammenstellte. Dass seine Positionen zum Theil in sehr hohem Grad irrig sind, kann uns nicht wundern, wenn wir bedenken, dass er während der heftigen und blutigen Kämpfe, durch welche die Mantschu-Dynastie den Thron errang, seine Reisen ausführte 2) .

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I) Eine derselben wurde oben S. 391, Anm. 3 erwähnt.

2) In der folgenden Tabelle habe ich für einige durch ganz China zerstreute wichtigere Städte die Differenzen der Positionsbestimmungen MARTINI'S mit denjenigen der Jesuiten zusammengestellt. Sämmtliche Zahlen bezeichnen Minuten. Wo MARTINI'S Längenbestimmung westlich von derjenigen der Jesuiten ist, habe ich ein W beigesetzt ; ebenso ein O, wo sie nach Osten abweicht. In entsprechender Weise ist den Breitendifferenzen ein N oder S zugesetzt, je nachdem MARTINI's,Angabe nördlich oder südlich von derjenigen der Jesuiten ist.

Provinz   Ort   Längendiff.   Breitendiff.   Provinz   Ort   Längendiff.   Yreitendiff.

7'slrili   Peking   0,0   . .   5 N   Tshili   Tshin-ting-fu   53 W   . . 29 N

-   I'au-trog-fu

5S W   . . 27 N   -   IIo-kiën-fu   12 W . . 20 N

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