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0558 China : vol.1
China : vol.1 / Page 558 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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494 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. 58-15o n. Chr.

Römischen Reiches. Einige von ihnen verwischten sich ; aber ein Ersatz wurde, wie wir sehen werden , durch die Entdeckung geboten , dass noch weit im Osten von Sera metropolis der Continent durch das Meer begrenzt werde 1) .

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i) Eine von der hier gegebenen in allen Theilen wesentlich verschiedene Interpretation der Beschreibung von Serica hat VIVIEN DE SAINT MARTIN aufgestellt und in seinem berühmten Aufsatz : Étude sur la géographie grecque et latine de finde et en particulier sur l'Inde de Ptolémée, troisième Mémoire (Mim. présentés p. div. savants à l'Ac. d. Inscr. vol. VI, 186o) in einem besonderen Abschnitt la Sérique de Ptolémée (p. 258-284) ausführlich begründet. Die grosse Autorität dieses in der Förderung der Kenntniss der historischen Geographie unübertroffenen Gelehrten macht es erforderlich , auf seine Ansichten und Argumentation näher einzugehen. Den Grundzug derselben bildet die principielle Scheidung der Beschreibung des Landes Serica und des Weges nach Sera metropolis. PTOLEMAEUS lässt letzteren durch die ganze Länge von Serica führen, VIVIEN DE ST. M. aber trennt beide durch weite Länderstrecken. Es ist von vorn herein ersichtlich , dass ein so gewaltsames Zerreissen der Karte von PTOLEMAEUS nur durch die zwingendsten Argumente geschehen darf, und nur dann , wenn dieselbe mit der wirklichen Geographie der (lurch die Strasse berührten Länder in gar keine Lebereinstimmung gebracht werden kann. Wie GOSSELIN (s. oben S. 483), verlegt auch VIVIEN DE ST. MARTIN Serica nach Kashmir; aber während Jener in consequenter Weise auch Sera metropolis mit S r i n a g a r identificirt, sucht dieser dieselbe Stadt in China und verlegt den Weg nach ihr über den Tiën-shan hinweg.

In Kashmir und seiner Umgebung sind so viele Namen aus älterer und neuerer Zeit bekannt, dass es nicht schwer hält, für jeden Ort , den PTOLEMAEUS in Serica angibt , einen ähnlich klingenden hier wiederzufinden, wie schon GOSSELIN bewiesen hat. Die erste Anknüpfung von Skythia intra Imaum geschieht allerdings bei VIVIEN DE ST. M., wie bei allen Autoren, in Kashgar, das auch hier von Khaçagairi abgeleitet wird, obwol die Wohnsitze der Khaça um Kashmir und, mit den Darada, nur bis zum östlichen Hindukush nachgewiesen werden. Die Aspakarae werden unbestimmt gelassen ; doch soll der Name sanskritisch sein. Die Bautae sollen bei Gilgit gelebt haben. Im Oikhardes wird wegen des Anklanges an Skardo der obere Indus gesucht. Für die Rhabannaei und Damnae geben die Ramana und Dacarrtana einen Anhalt, welche in der Ma1u bhârata neben den Tshina genannt werden. Der Name Throani von PTOLEMAEUS soll für Phrunoi (so bei PLINIUS) verschrieben sein, welche mit den späteren _Minis in den östlichsten Theilen des Hindukush identificirt werden. Die Kharaunaioi und Ithaguroi sollen zwei Darda-Völkern, den hhadjana (in Nagar und Hanza) und den Dangor (auch Dhagar und Dakhar genannt), entsprechen. Ottorakorra soll Kashmir sein, da dieses am meisten einem Paradies gleiche, und in Asmiraea wird auch der Wortlaut von Kashmir gesucht. So umfasst, nach VIVIEN DE ST. M., das Sererland des PTOLEMAEUS das Gebiet von Kashgar bis Kashmir, einen schmalen Streifen entlang dem »Ostfuss des Bolor-tagh«. Der hochverdiente Verfasser hat sich durch die Vorliebe für Indien, über dessen alte Geographie er so viel Licht verbreitet hat, hinreissen lassen, bei der Interpretation des PTOLEMAEUS allein der linguistischen Frage Rechnung zu tragen, und selbst dies nur im Wege einer unbefriedigenden Alliteration, während die geographische Seite von ihm ganz ausser Acht gelassen worden ist. Nicht nur fehlt jeglicher Versuch zu einer Erörterung der Anordnung der einzelnen Namen, wie sie PTOLEMAEUS ebensowohl in ihrem gegenseitigen geographischen Verhältniss, als auch in Beziehung der Lage der damit bezeichneten Gebirge, Flüsse, Städte und Völker zu der Strasse nach Sera metropolis gibt; sondern wir vermissen auch gänzlich die Berücksichtigung des Umstandes, dass der gesammte continentale Bau im Osten des Imaus sich in westöstlichen Richtungen gliedert ; dass die Verkehrstrassen ebenso dieser Himmelsrichtung folgen als die grossen Scheiden des Völkerverkehrs ; dass der Blick für denjenigen , welcher Kashgar erreicht , sich sofort nach Osten und nicht nach Süden wendet ; dass alle Erkundigungen der Reisenden, auf denen P rOLEMAEUS fussen konnte, sich fast ausschliesslich auf den Osten beziehen, über den Süden aber beinahe resultatlos bleiben mussten; und dass die Darstellung von PTOLEMAEUS mit ihren westöstlich gerichteten Gebirgen und Flüssen in grossen Zügen dem wirklichen Bau des Continentes entspricht. Wir haben mehr Recht, seine gesammte Darstellung zu verwerfen, als das auf seiner Karte naturgemäss nach Osten gerichtete Land nach Süden herabzuziehen und ganz widernatürlich über hohe, fast unbewohnte und verkehrlose Gebirge hinweg nach einem zu Indien gehörigen, weit abgelegenen Culturland auszudehnen. Denn wenn z. B. der Oikhardes nach PTOLEMAEUS einen südlichen Quellfluss aus dem Kasischen (und von VIVIEN DE ST. M. mit der Gegend von Kashgar identificirten) Gebirge erhalten soll, um sich dann in Vereinigung mit einem von Nordwesten herabkommenden nach Osten zu wenden, dieser Fluss aber dem nach Nordwesten fliessenden und in weiter Ferne südlich von Kashgar gelegenen Indus entsprechen soll, so fehlt jede Spur einer Aehnlichkeit, und dieser einzige Umstand würde uns berechtigen , die ganze Geographie Serica's vonPTOLEMAEUS als eine Chimäre und ein Zeichen vollkommenster geographischer Unkenntniss seiner Zeit zu betrachten.