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0539 China : vol.1
China : vol.1 / Page 539 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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6~

DIE SERER.

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vereinzelt bleibt t) . Es liegt nichts vor , woraus wir schliessen dürften , dass damals die Griechen andere Seidenstoffe erhielten , als die Gewebe , die ihnen unter dem Namen der medischen Gewänder zukamen, und deren Ursprung sie nicht weiter als aus Medien herzuleiten vermochten. Damals war der transcontinentale Seidenhandel noch gering , und seine äussersten Punkte werden nicht weiter westlich als Indien, Persien und Medien gelegen haben. Erst als ihn im Jahr 114 V. Chr. chinesische Carawanen selbst in die Hand zu nehmen begannen 2) , mag die Seide als Handelsartikel, zugleich mit dem dafür angewendeten Namen, weiter westlich gedrungen sein und nach wenigen Jahrzehnten das Römerreich erreicht haben 3) . Ebenso dürfte erst mit der Seide selbst auch die wahrscheinlich den parthischen Händlern entnommene Kunde von den Serern, als dem seidenbringenden Volk , dorthin gelangt sein. Denn vom Ende des ersten Jahrhunderts v. Chr. an begegnen wir ihrem Namen sehr häufig in der Literatur. Dichter, Geschichtschreiber und Geographen

erwähnen ihrer , aber in einer Form , aus welcher der sagenhafte Charakter der Kunde , welche sie besassen , hervorgeht. In Betreff des Wohnortes der Serer verweisen sie auf das ferne Skythien , und wenn sie eine genauere Angabe desselben versuchen, so verrathen sie nur noch mehr ihre Unkenntniss. Zw tr gibt der Geschichtschreiber FLORUS Nachricht von einem wirklichen Verkehr mit den Serern 4) ; doch dürfen wir , überdies im Hinblick auf die declamatorischen Uebertreibungen dieses Schriftstellers , in seinem Ausspruch nur den Versuch erblicken , die dem Namen nach bekannten Serer zur Ausschmückung seiner Eulogie auf das Zeitalter

commerce de soie chez les anciens; Mém. de l'Ac. des Inscr. et B. L. erste Gebrauch der Seide bei den Römern stattgefunden habe, als sie heimbrachten, also um 70 bis 6o v. Chr.

  1. Die Echtheit der Stelle bei KTESIAS (um 400 V. Chr.), wo der Langlebigkeit der Serer Erwähnung geschieht, ist zweifelhaft geworden (s. MÜLLER'S Geogr. Graeci minores II, p. 1,52). Ausserdem könnte man noch aus zwei Stellen bei STRABO schliessen, dass die Serer schon einige Jahrhunderte vor ihm den Griechen bekannt waren. Einmal, als er erwähnt, dass die Serer über Zoo Jahre alt werden, scheint er sich auf das Zeugniss von ONESIKRITOS zu berufen ; doch war auch dieser ein Feldherr ALEXANDER'S und konnte, wie NEARCHOS, das Wort aus Indien oder Baktrien entnommen haben ; die daran geknüpfte Sage von der Langlebigkeit des Volkes deutet an, dass man mit den Seidenbringern nie in persönliche Berührung gekommen war, sondern die Nachricht über sie durch Vermittelung erhielt. Die andere Stelle ist die schon früher (S. 458) erwähnte und erörterte Angabe, dass EUTHYDEM seine Herrschaft bis zum

Land der Serer erstreckte.

  1. S. oben S. 455, 456.

  2. PARDESSUS (Mém. sur le XV, 1842, p. 9) glaubt, dass der Syrien eroberten und reiche Beute

  1. »Selbst die Skythen und Sarmaten schickten Abgesandte, um die Freundschaft der Römer nachzusuchen; ja sogar auch die Serer kamen, und die Inder, welche unter den senkrechten Strahlen der Sonne wohnen ; sie brachten Geschenke von kostbaren Steinen und Perlen und Elephanten. Aber alles dies erschien ihnen gering gegen die Grösse der Reise welche sie gemacht hatten, und welche, wie sie sagten, vier Jahre in Anspruch genommen hatte. Man brauchte in der That nur ihre Gesichtsfarbe anzusehen, um sich zu überzeugen, dass sie aus einer anderen Welt als der unsrigen stammten«. JULIUS FLORUS IV, 12. —AUD (Rel. pol. et comm. p. 112 ff.) sieht hierin einen positiven Beweis, dass eine chinesische Gesandtschaft nach Rom gekommen sei , und folgert dann weiter , dass zwischen beiden Reichen ein Vertrag abgeschlossen worden sei, sowie dass in dem Zeitalter des AUGUSTUS Carawanen zwischen dem Römischen Reich und China hin und her zu gehen anfingen. Die Beweise für diese kühnen Behauptungen ist der gelehrte Verfasser schuldig geblieben. Wir wissen hingegen, dass von dem Zeitalter des AUGUSTUS an die Carawanen der Chinesen nach dem Westen, welche nie weiter als bis Ta-wan und zur Grenze des Partherreiches gegangen zu sein scheinen , eingestellt wurden ; und von römischen Carawanen nach dem Osten ist überhaupt nirgends die Rede.