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0044 China : vol.1
China : vol.1 / Page 44 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XXXVIII

UEBERSICHT DER REISEN DES VERFASSERS IN CHINA.

der durch einen gewandten , literarisch gebildeten Chinesen begleitete Reisende in Beziehung auf Geschichte , Gebräuche , Einrichtungen aller Art und die richtigen

geographischen Namen einzuziehen vermag. Meine wiederholten Versuche , einen solchen Mann , wie ihn die darin glücklicher gestellten reisenden Missionare stets als Begleiter bei sich führen , mit mir zu nehmen , sind immer gescheitert , da der chinesische Literat schwerfällig ist und für die schnelle Bewegung ein fortdauerndes Hinderniss bietet , zugleich in den meisten Fällen durch Habgier Aergerniss bereitet und sich von den landesthümlichen Vorurtheilen über das Decorum nicht frei machen kann. Zu Fuss zu gehen ist in seinen Augen erniedrigend , und die Beschäftigung des Geologen ein directes Aufgeben aller Menschenwürde. Er fühlt sich in seiner; Grösse , wenn er , mit einer grossen Hornbrille auf der Nase , in ein Lexicon chinesischer Schriftzeichen vertieft, in seinem Tragstuhl sitzt, oder im Boot lang ausgestreckt liegt , und ist zufrieden , wenn er durch eine kluge Machination seinen Herrn von dessen wunderlicher Beschäftigung abgebracht hat. So sehr ich fortdau:.rnd den Mangel einer solchen gelehrten Maschine empfunden habe , war mir doch meine Freiheit mehr werth, und ich hätte die Vortheile der ersteren nur mit einem grossen Theil meiner Ergebnisse auf dem eigentlichen Gebiete meiner Beschäftigung erkaufen können. Für alle sonstigen Bedürfnisse erwies sich von Anfang an — abgesehen von dem stets wechselnden Personal von Packthiertreibern, Fuhrleuten oder Trägern — Ein einheimischer Diener als ausreichend. Der Chinese

ist der beste Diener der Welt, wenn er allein ist. Hat man deren zwei für dieselbe Beschäftigung, so thun sie Beide nichts.

Mein Plan war darauf gerichtet , nach kurzem Aufenthalt gegen Westen aufzubrechen , die Provinzen Shensi, Kansu, Sz'-tshwan und Yünnan zu besuchen und durch Kwangsi nach Canton zurückzukehren. Schon in Hankóu hatte ich die Vorbereitungen dazu getroffen und Provisionen nach Peking schicken lassen. Hier wurde das Gepäck für eine so grosse Reise hergerichtet ; auch wurden Pferde gekauft und Packthiere gemiethet , so dass ich noch vor Ende Juni aufbrechen zu können hoffte. Da ereignete sich am esten Juni 187o jene schwere That, die als das Massacre von Tiëntsin bekannt ist. Für einige Zeit schien es zweifelhaft , was daraus folgen würde. Die Möglichkeit wurde in Betracht genommen , dass es aiuf eine Niedermetzelung sämmtlicher Fremden , insbesondere in Peking , wo sie isolirt sind , abgesehen sei , und die Chinesen einen Krieg mit den europäischen Mächten aufzunehmen gedächten. Unter solchen Umständen erschien das Reisen in China bedenklich. Im Fall eines Krieges wäre ich auf Hindernisse und Gefahren gestossen ; während es schien , dass , wenn ein solcher vermieden würde , die Bevölkerung im Inneren als Grund davon die Feigheit der Europäer betrachten, und daher zur Misshandlung eines Reisenden besonders geneigt sein würde. Ich wäre durch die Nothwendigkeit , die Städte zu vermeiden und mich allein an die Landwege zu halten . in meinen Bewegungen gehindert worden , und hätte im besten

Fall nur geringe Resultate mitbringen können. Noch für einige Zeit hielt ich

meinen Plan aufrecht , obgleich mir von allen Seiten davon abgerathen wurde , gab

ihn aber auf, als die definitive Erledigung sich !'   in die

b g   Länge zu ziehen schien.Schweren Herzens verliess ich Peking im Anfang August , mit dem Vorsatz die-

~',!;   njeige Zeit, welche bis zur definitiven Regelung der Verhältnisse in China ver-

fliessen würde, zu Reisen im Inneren von Japan zu verwenden. Bald jedoch wurde

ich auch in diesem Plan schwankend. Denn als ich Tiën-tsin erreichte war dort

, w ar d

eben die erste Nachricht von Differenz   zwischen z~~ ischen Preussen und Frankreich ange-

kommen . und wenige g Tage darauf fand ich in Tshifu , und noch bestimmter in

~