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0535 China : vol.1
China : vol.1 / Page 535 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VERHÄLTNISS ZU DEN RÖMERN.

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und einem europäischen Culturvolk geboten hat, verloren ging. Nach dem Abzug von PAN — TSHAU stand die chinesische Oberhoheit in den turanischen Ländern auf schwachen Füssen und wurde wahrscheinlich nur durch die nach Tshang-ngan geschickten Geisseln und einige Garnisonen aufrecht erhalten. Der Plan einer politischen Eintheilung nach dem Muster einer chinesischen Provinz , sowie der Einsetzung von Civilbeamten, wurde zwar entworfen, kam aber nicht zur Ausführung. Man hatte sich mit der Eroberung eines so grossen Besitzes eine unhaltbare Aufgabe auferlegt, und die Schwierigkeiten, mit denen man zu kämpfen hatte, mochten die Ursache sein , dass nach dem ersten glänzenden Anlauf die Idee der Anknüpfung diplomatischer Verbindungen mit dem Römerreich nicht mehr aufgenommen wurde. Selbst ein directer Handelsverkehr entwickelte sich nicht , obgleich die Römer ihn ebenso wünschten wie die Chinesen. Die Parther, welche von den Letzteren Rohseide bezogen und aus dem Verkauf der von ihnen selbst gewebten und gefärbten Stoffe an die Römer grossen Gewinn zogen , wussten jede directe Berührung zu verhindern ; denn da , wie die HAN-Annalen sagen , die Römer das Weben weit besser verstanden und schönere Farben hatten 1), so würde neben dem Handel auch die Industrie der Parther einen grossen Stoss erlitten haben.

So blieben, trotz der Annäherung, die beiden grossen Culturvölker von einander geschieden. Dennoch scheint es einzelnen chinesischen Reisenden gelungen zu sein , bis zu den Römern zu gelangen , und ihnen mögen die Nachrichten über die Letzteren zuzuschreiben sein , welche in das Hsi-yii-ki der HAN-Dynastie aufgenommen worden sind. Ebenso gelang es einigen Griechen , die Schranke des Reiches der Parther zu durchbrechen , indem sie sich den östlich ziehenden Carawanen derselben anschlossen.

Schon im Jahr i 20 n. Chr. verloren die Chinesen den geringen Halt, den sie im fernen Westen gehabt hatten. Zweimal in ihrer Geschichte haben sie es versucht, am Oxus und Yaxartes Fuss zu fassen ; aber es gelang ihnen noch weniger und auf kürzere Dauer , als in neuerer Zeit in dem Fall von Ili , das sie doch für mmehr als ein Jahrhundert besassen , bis es im Jahr 1872 an Russland fiel. Hatte

schon das Tarym-Becken seinen schwächsten Punkt an seinem östlichen Eingang, und musste es verloren gehen, wenn dieser von einer anderen Macht besetzt wurde, so galt dies in noch höherem Grade von Gegenden , die durch die ganze Breite von Central-Asien von dem eigentlichen China getrennt waren. So leicht den Kaisern dieses Landes ernstliche und energische Versuche zur Ausdehnung der Oberhoheit nach Westen geglückt sind, so schnell fiel der gewaltige, künstlich getriebene und niemals mit China organisch verbundene Spross vom Mutterstamme ab , wenn er an der Ansatzstelle verletzt wurde. Der räuberische Ueberfall eines Steppenvolkes zu einer Zeit , wenn die Armee im Innern beschäftigt war , genügte , um das Schicksal weiter Länderstrecken zu entscheiden. Zu keiner Zeit liessen solche Ereignisse lange auf sich warten. Stets gebar die Steppe neue

       
 

i) KLAPROTH, tableaux historiques p. 67 ff.