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0727 China : vol.1
China : vol.1 / Page 727 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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MISSIONSGESCHICHTE, BIS i 656.

.657

,4•.

der geographischen Kenntniss des inneren China betrachtet werden darf: endlich der Kölner JOHANN ADAM SCHAAL, durch seine bedeutenden mathematischen Kennt-

nisse etwas jüngeren Datums ist der Belgier VERBIEST. Die ersten drei hatten

alle die Schrecknisse mit durchzumachen , welche die Dynastienwechel in China begleiten , und MARTINI hat davon getreuen Bericht gegeben i) . Sie hatten den

guten Takt , die Macht der Mantschu zu erkennen und sich ihnen noch vor der

Thronbesteigung anzuschliessen. Daher standen sie bei SHUN-TSIII , dem ersten Kaiser der neuen ` A-TSING -Dynastie, welcher 1644 den Kaisertitel annahm in

hoher Gunst. SCHAAL erhielt den Auftrag, den Kalender umzugestalten, und entledigte sich desselben so gut, dass er zum Präsidenten des Tribunals der Astronomie ernannt wurde. VERBIEST war ihm zur Seite gestellt. Der Einfluss der Jesuiten in Peking stieg. Ricci hatte eine kleine , dem heiligen Joseph geweihte Kirche gebaut ; es wurden nun zwei neue errichtet.

Allein es erwuchs der Mission ein verhängnissvoller Feind. In Folge einer vom Papst gewährten Concession hatten Mönche anderer Orden in China Zutritt erhalten. Insbesondere kamen seit dem Jahr 1630 D o m in i c a n er und F r a n c i s-caner in Menge an. Ihnen fehlte die Weltklugheit der Jesuiten. In der Bücherweisheit jener Zeit befangen , wol kaum von Aberglauben frei, aber von reinem Missionseifer beseelt, verlangten sie die Einführung der katholischen Lehre in derselben Form wie sie in Rom vorgeschrieben war. Die Verehrung des CONFUCIUS, der Ahnencultus, und die Bezeichnung Gottes durch die Worte Shang-ti (der erhabene Herrscher über das was über der Erde ist) und tiën (Himmel) , wie sie in China vor der Einführung des Buddhismus bestanden hatte und von den Jesuiten wieder angenommen wurde , waren für sie die Steine des Anstosses , welche sie aus der christlichen Lehre entfernt wissen wollten. Die Eifersucht gegen die Jesuiten, welche sich der Hofgunst erfreuten und alle Anderen von derselben fernzuhalten verstanden , mochte wol nicht die geringste Triebfeder für die Bitterkeit sein, mit welcher der Streit bald geführt wurde 2, . Die Dominicaner schickten einen Abgesandten an den Papst INNOCENZ X. und erwirkten von ihm ein in Folge der Berathung durch eine Congregation erlassenes Decret, welches jene Punkte im Sinn des Ordens als Götzendienst verurtheilte (1645) . Bezeichnend sagt MOSHEIM 3) : »Die Jesuiten in China nahmen diesen ' Befehl des Papstes mit Ehrfurcht an , und legten ihn mit Verachtung auf die Seite«. Sie schickten ( 165o) den gewandten Pater MARTIN MARTINI nach Rom -i . Die Angelegenheit wurde dem Inquisitionsgericht übergeben, und im Jahr 1656 erfolgte der Ausspruch des Papstes ALEXAN-

if

4.*

I) MARTIN MARTINI, de bello tartarico historia, Amsterdam 1655•

  1. Selbst heutigen Tages ist diese Eifersucht noch nicht ganz gewichen. Aber ihr Motiv ist nicht mehr die Gunst des Kaisers von China, welcher einst die Jesuiten ihre Erfolge verdankten, sondern sie beruht in der Machtstellung, welche der Orden der geistigen Ueberlegenheit seiner Mitglieder und seinem materiellen Reichthum verdankt. Zu letzterem steht allerdings die kümmerliche Existenz mancher anderen Congregation

in grellem Contrast.

  1. In Du HALDE, deutsche Ausgabe Bd. II (1748), Einleitung S. 15.

  2. Es geschah auf diese Weise, dass MARTINI Batavia berührte und die Iíolländer zu Unterneh-

mungen in China anspornte (s. oben S. 65c)).

v. Richthofen, China. I.   -12